Koproduktion: Same Art.Producteurs / Dimitri Chamblas und Amélie Couillaud
Nach Levée des conflits von Boris Charmatz
Levée des conflits ist ein labyrinthisch angelegtes Stück, das aus einem langen Kanon richtungsloser Bewegungen besteht. Die Performance kann unmöglich in ihrer Ganzheit wiedergegeben werden; es ist eine choreografische Momentaufnahme aus gleichzeitig ausgeführten Bewegungen der 24 Tänzer, die kein Auge mit einem einzigen Blick erfassen kann. Cesar Vayssié hat bei seiner Aufzeichnung weniger versucht, diese Wahrnehmungserfahrung einzufangen und wiederzugeben, sondern er hat sich entschieden, einen Film zu drehen, der sich nicht einordnen lässt und irgendwo zwischen Abstraktion, Dokumentarfilm und Tanzfilm liegt. Gedreht wurde im Ruhrgebiet, auf dem Zechengelände der Halde Haniel, einem künstlich angelegten, riesigen Bergplateau in Form zweier ineinander übergehender Spiralen. Sein Film schleudert den Tanz also in eine unbestimmte Zone zwischen Science-Fiction und Anthropologie.
Verloren in dieser Mondlandschaft scheinen die Tänzer einer entropischen Bewegung unterworfen zu sein, gefangen in einer Art Beschleunigungsmechanismus von Empfindungen: Erschöpfung, Wiederholung, verbitterter Kampf mit der Bewegung selbst – all das ist in Nahaufnahmen zu sehen und erzeugt ein Chaos nebeneinander gestellter physischer Zustände. Das vom Kohlestaub verschmutzte Objektiv bahnt sich einen Weg mitten in diese bewegte Menge hinein und enthüllt bruchstückhaft Figuren eines seltsamen Zeremoniells – ohne anderen Zweck als die Erschöpfung der Formen und Kräfte. Was ist zu sehen? Welche Perspektive soll man einnehmen? Handelt es sich um ein unmittelbar eingefangenes Ritual, um den „flashmob“ einer extremistischen Gruppe, um eine Aktion von Bergarbeitern oder um ein flüchtiges, nur vom Himmel aus zu erkennendes Monument? Die Kamera wechselt vom Durcheinander zur Vogelperspektive, von Schweiß zu Struktur und liefert uns so eine vage Vorstellung der von Boris Charmatz erdachten organischen und mathematischen Maschine: „ein fortwährender, endloser Tanz auf dem schwarzen Bergrücken der Halde Haniel für den Menschen, der ihn geschaffen hat.“
Gilles Amalvi
Dreharbeiten und Schnitt: César Vayssié
Choreografie-Assistenz: Anne-Karine Lescop
Ton: Olivier Renouf
Aufnahmeleitung: Fabrice Le Fur
Kostüme: Stefani Gicquiaud
Pilot: Holger Lubbe
Luftfahrzeugtechniker: Thomas Lempke
Hubschrauber: Heli NRW
Kameraausrüstung: Loca-images
Nachbearbeitung: Firm
Danksagungen: Yves Godin sowie alle Mitarbeitende der Aufführung Levée des conflits, insbesondere die Tänzer und Tänzerinnen Nuno Bizarro, Matthieu Burner, Olga Dukhovnaya, Olivia Grandville, Taoufiq Izeddiou, Thierry Micouin, Fabrice Ramalingom, Nabil Yahia-Aïssa.
Heiner Goebbels, künstlerische Leitung und Marietta Piekenbrock sowie Andreas Dietmann, André Schallenberg, Stephanie Funk, Albrecht Grüss, Christiane Schmitz und das gesamte Team der Ruhrtriennale, Festival der Künste in der Metropole Ruhr.
Michael Sagenschneider und Bernd Lorscheidt, RAG Aktiengesellschaft
Alban Teurlai, Thierry Demaizières, Léo Monnet, Falabracks
Matthieu Goeury, Kurator Darstellende Künste, Kunstencentrum Vooruit, Gand
Gedreht wurde am 23. August 2013 auf der Halde Haniel, Bottrop, Deutschland mit freundlicher Unterstützung der Ruhrtriennale, Festival der Künste in der Metropole Ruhr und der RAG Aktiengesellschaft