Editorial Spielzeit 2024-2025 Editorial Spielzeit

Editorial Spielzeit 2024-2025

Bonjour und Guten Tag!

Wir haben entschieden, dieses Jahr eine Pirouette zu drehen und die nächste Spielzeit im Juli 2024 zu beginnen. Wir werden natürlich auf dem Festival d’Avignon tanzen, wieder und wieder – vom ersten bis zum letzten Tag. Das hatten wir im Programm des vergangenen Jahres noch nicht angekündigt. Das Festival d’Avignon hat die Geschichte des Tanztheater Wuppertal geprägt, und das Tanztheater war prägend für die Geschichte des Festivals. Auch ich habe eine lange Geschichte mit diesem einmaligen Festival. Wir sind daher glücklich und stolz, nach achtzehn Jahren wieder nach Avignon zurückzukehren. Unser Festival-Beitrag gleicht einem weit geöffneten Fenster mit Blick auf unser Leben hier im Bergischen Land: Er bietet ein Konzentrat aus einer Vergangenheit, in der es heiß herging, aus einer emotionsgeladenen Gegenwart und einer Zukunft voller Sinnlichkeit, Spannung und Abenteuer. Wir sind in Bewegung! Sie kennen vielleicht das Lied: « sur le pont d’Avignon, on y danse, on y danse, sur le pont d’Avignon, on y danse tous en rond … »?!

Mit Unterstützung des Pina Bausch Zentrums, der Kunststiftung NRW und der Stadtsparkasse Wuppertal beginnen wir mit einem großen Workshop, ein erster Versuch zur Vorbereitung unseres September-Happenings CERCLES, das auf dem Fußballplatz von Oberbarmen stattfinden wird. Danach zeigen wir Liberté Cathédrale, ein hier im Mariendom von Neviges entstandenes Stück und, mit freundlicher Genehmigung der Pina Bausch Foundation, Forever, eine besondere Lesart von Pina Bauschs Café Müller. Wir werden außerdem einen wahren Film- Marathon zu Pina veranstalten, und Elizabeth Diller, die Architektin unseres künftigen Zentrums, wird dieses für unsere Kompanie und für die ganze Stadt fantastische Projekt vorstellen und darüber diskutieren.

Wir stehen noch mitten in unserer ersten gemeinsamen, mit Terrain organisierten Spielzeit, mit dem unglaublich beglückenden Stück Nelken, mit Club Amour und wir haben gerade fünf unvergessliche Aufführungswochen in Paris erlebt mit 'Sweet Mambo', Aatt enen tionen u.a.m.

Prima, los, auf geht’s in die neue Spielzeit:

Zuerst CERCLES. Das Team – im XXL-Format – steht, es setzt sich zusammen aus unserem Ensemble, aus Essener und Kölner Studierenden sowie aus Laientänzer:innen, die gar keine Laien, sondern tanzbegeisterte Menschen sind. Alle drehen sich im Kreis, bis sich die Welt von alleine besser dreht.

Wir haben die Ehre, Ihnen eine große Aufführungsserie von Kontakthof zu präsentieren. Unter der Leitung von Josephine Ann Endicott und Julie Shanahan führen wir mit Unterstützung des Sinfonieorchesters Wuppertal Die sieben Todsünden neu auf. Ein riesiges Projekt, doch hier in Wuppertal haben wir keine Angst vor Riesen, sie gehören zu unserer Geschichte, wir leben mit ihnen.

Für das Projekt 20 danseurs pour le XXe siècle et plus encore erobern wir alle Räume des Opernhauses, mit Solotänzen des 20. und 21. Jahrhunderts (von Chaplin bis Forsythe, von Isadora Duncan bis Krump, über Valeska Gert, Anne Teresa De Keersmaeker, Balanchine – und natürlich Pina Bausch).

Schließlich tanzen wir noch einmal Viktor, um dem Publikum, das im Juni 2024 keine Karten bekommen konnte, eine Freude zu bereiten, ebenso wie Água in einer starken Aufführungsreihe.

All das erfordert viel Energie. Ich danke allen Mitgliedern unserer Kompanie, den Tänzer:innen und Probenleiter:innen, den administrativen und technischen Teams, ohne die wir nicht zu diesen schönen Tourneen aufbrechen könnten, für ihr Engagement und ihre Begeisterung: Adelaïde und Wien mit Club Amour, Luxemburg und Taipei mit Liberté Cathédrale, London und Paris mit Vollmond, Nelken in Lille und Wien, Kontakthof in Dänemark usw.

Ich danke auch unseren Gästen, den älteren, den noch älteren und den jüngeren, die unsere Kompanie offen und lebendig halten.

Mein Repertoire ist ebenso auf Tournee mit Terrain, in Metz, in der Region Hauts-de France, in Brüssel, Madrid und an anderen Orten. Wir erwarten Sie voller Freude, auf der Bühne und überall sonst, zu Pinas ikonischen Aufführungen und ihrer Lust am Experimentieren; sie ist für uns heute und in Zukunft Antrieb, zu handeln, zu atmen und uns von den Emotionen, die uns retten, berühren zu lassen.

Auf sehr bald,

Boris Charmatz