Koproduktion: La Monnaie / De Munt (Brüssel), Festival d’Avignon, Les Théâtres de la Ville de Luxembourg, Kunstenfestivaldesarts (Brüssel), ImPulsTanz (Wien), La Bâtie –Festival de Genève, Berliner Festspiele, Théâtre de la Ville mit dem Festival d’Automne à Paris, Fundação Calouste Gulbenkian (Lissabon), Künstlerhaus Mousonturm (Frankfurt)
Partita 2 strahlt eine ganz besondere Freude aus: Was passiert, wenn zwei Choreografen, die dafür bekannt sind, große Tanz-Ensembles erfolgreich geleitet zu haben, sich zusammenfinden und ihrer eigenen Freude am Tanzen freien Lauf lassen, ein Verlangen, das plötzlich stärker ist als all ihr Können? Daraus entsteht in erster Linie eine gleichberechtigte Zusammenarbeit (auch wenn Anne Teresa De Keersmaeker den Rahmen für dieses Duo sowie die geometrische und architektonische Struktur, in der sich beide entfalten, vorgegeben hat). „Bach ist für mich gleichbedeutend mit Struktur, auch wenn sich die transzendente Dimension seiner Musik im Körper niederschlägt“, sagt die Choreografin. Eine ihrer kürzlichen Arbeitsanweisungen lautet „Gehen ist tanzen“ (my walking is my dancing), sie hilft, die Struktur dieses Meisterwerks für Violine herauszuarbeiten und sie in der tänzerischen Geste wiederzugeben. Die klassischen Linien werden hier in einem höchst sparsamen Sinn vertieft: Die Allemanda lässt uns gehen, die Corrente laufen, die Sarabanda biegt uns in alle möglichen Motive und die unerbittliche Ciaccona wirft uns in Kreisläufe von unbändiger Freude!
Trotz ihres Repertoires von mehr als vierzig Stücken hat Anne Teresa De Keersmaeker bisher noch keinen Pas de deux für eine Frau und einen Mann mit sich selbst als Interpretin geschrieben. Ihre Begegnung mit Boris Charmatz ist eine Einladung, zwischen der akribischen Genauigkeit ihrer eigenen formalen Konstruktionen und dem eher improvisierten Stil ihres Partners, seinem burschikosen Stil und seinen titanischen Höhenflügen zu vagabundieren. Das sehr komplementäre Duo wird durch eine dritte Partnerin, die Violinistin Amandine Beyer, erweitert, deren physische Präsenz an eine sowohl bescheidene als auch virtuose Straßenmusikerin erinnert. Zuhören und gleichzeitig zuschauen, oder nur zuhören, ohne zu schauen; sehen – in Stille oder mit Musik: Das Stück unterwirft unsere Sinne kontrastreichen Situationen, die noch verstärkt werden durch die nackte Kraft des von dem bildenden Künstler Michel François entworfenen Bühnenbildes.