Der Anfang ... Wir wollten den üblichen Rahmen einer Aufführung – die Sitzreihen, die Bühne – und auch unsere Studienjahre weit hinter uns lassen. Wir wollten einen geschlossenen Raum schaffen, ein aus Stühlen gebildetes Viereck, das unsere Bewegungen klar begrenzt, gleichzeitig die Distanz zwischen uns und dem Publikum aufhebt und auf beiden Seiten jede Flucht unmöglich macht. All das sollte zu unserem Spiel beitragen: eine Choreografie, die sich aus einem Gefühl der Mattigkeit komponiert, aus einer Masse, die sich mühsam auf einen grausamen, immer wiederkehrenden, vorläufigen Tod zubewegt. Hitze und Absturz wechseln einander ab, mit dem Tod spielen wie mit Worten: widerstrebend.
... wird fortgesetzt Im Laufe der Zeit wurde À bras-le-corps jedoch seines gesamten poetischen und theoretischen Arsenals entledigt, übrig blieben allein ein paar Notizen zu unseren Intentionen, archivierte Presseartikel und Fotografien. Wir beide stürzten uns kopfüber in andere Arbeiten, die für uns eher Abenteuer als mühevolle Arbeit waren. Unsere Energie klärte sich ab und schien geprägt von dem Wunsch nach Kraft und Masse, aber auch nach heiterer und lustvoller Ironie, wobei die Choreografie das Feld einem einfachen und explosiven Erleben überließ.
À bras-le-corps war für uns als erste Arbeit die Erfüllung erstaunlicher und immer wieder erneuerter Versprechen. Der strenge Rahmen passte sich unserer Entwicklung/unserem Reifeprozess an, die Aufführung ähnelte zunehmend der Figur des Verschiebens. Wir brachten unsere Erfahrungen als Interpreten und als Männer ein, trugen emotionsgeladene Ströme mit uns, die von der Struktur des Duos wie von einem Überlaufbecken aufgefangen wurden. Aufgrund seiner Verfasstheit konnte sich das Stück an jeden Ort anpassen, vom Dominikanerkloster bis zum Festsaal, von der Turnhalle bis zur renommierten oder einfachen Bühne, und auf allen Böden getanzt werden: auf Parkett, Rohbeton, Steinplatten, schwarz-weißem Linoleum und sogar auf der bloßen Erde. Die Geschichte dieses fortgesetzten Anfangs erschien uns wie ein Epos.
Boris Charmatz und Dimitri Chamblas
2017 wurde À bras-le-corps in das Repertoire des Ballet de l’Opéra national de Paris aufgenommen. Boris Charmatz und Dimitri Chamblas übertrugen die Choreografie den Solotänzern Karl Paquette und Stéphane Bullion.
Koproduktion: Villa Gillet - Lyon
Mit Dank an: Renaud Lapperousaz, Madjid Hakimi